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Wenn die Angst einen gefangen nimmt

Vielleicht ist es jemandem von euch aufgefallen. Obwohl ich mir keine festen Regeln für meine Inspirationsbeiträge gesetzt habe, ist dieses "einmal pro Woche" darüber Bloggen doch irgendwo in meinem Hinterkopf geblieben. Letzte Woche ist er ausgefallen. Warum? Darum soll es heute gehen.

In der vergangenen Woche habe ich etwas für mich grundlegend wichtiges über Angst gelernt. Über meine, aber auch über die anderer. Meine eigene Angst, teilweise durch die Angst einer anderen Person entfacht, teilweise aus mir selbst heraus, hat mich dermaßen gefangen genommen, dass ich irgendwann keine Energie mehr hatte. Ich habe die Angst nicht direkt mit den typischen Symptomen (Schweißausbrüche, panische Gedanken, unkontrolliertes Weinen) gespürt, weil es nicht meine war. Vielmehr habe ich das erste Mal in meinem Leben Mitleid gespürt. Ein Gefühl, das ich nie in meinem Leben geben wollte. Warum? Weil ich schon immer überzeugt davon bin, dass Mitleid keinem weiter hilft.

mitleid hilft niemandem

Ich erinnere mich an Situationen in meinem Leben, in denen ich Mitgefühl und Mitleid verwechselt habe. Zu der Zeit war ich emotional aber auch so weit abgestumpft, dass ich kaum etwas gespürt habe. Ich war einfach allem gegenüber negativ eingestellt, wollte es nicht an mich heran lassen, nicht wahr haben, was mir meine Situation bewusst machte. Ich wollte einfach nur weitermachen und alle Gefühle ignorieren, weil sie zu schmerzhaft waren - und es noch immer sind.

 

Zurück zum Mitleid - und hier meine ich nicht das Mitgefühl.

 

Was ist passiert?

 

Ich bin auf die Angst eingegangen, die mir immer wieder kommuniziert wurde. Habe versucht Mitgefühl zu zeigen, was mir in der Regel gut gelingt, aber irgendwann schwappte es zu Mitleiden über. Ich fühlte mich von der Angst meines Gegenübers eingeengt, weil sie mich begrenzt hat. Wünsche und Träume, die ich nur zu gern ausspreche, waren der Auslöser der Angst. Indem ich auf die Angst einging, tat ich genau das, was ich eigentlich nie wieder tun wollte. Ich beschnitt meine Träume, kastrierte sie auf ein für mich noch erträgliches Maß. Doch das reichte nicht. Die Angst des anderen blieb, wurde sogar stärker, so hatte ich das Gefühl.

 

Was folgten waren Stresssymptome: Herpes an der Lippe, Stresspickel, Verdauungsprobleme mit starken Bauchkrämpfen, mentale Erschöpfung und damit ein gewisses emotionales Abstumpfen. Ich fühlte mich nicht inspiriert und war kaum in der Lage, neue Dinge wahr- und aufzunehmen. Somit erübrigte sich mein Beitrag über meine Inspirationen der Woche für euch. Mir wurde klar, dass mein Mitleiden dem anderen nicht weiterhilft. Und mir auch nicht.

 

Ich suchte das Gespräch und war erleichtert, über den positiven Ausgang. Wir beide versprachen uns, uns nicht mehr in unsere Angst hineinzusteigern, denn das war es, was passiert war. Auch ich tue es zu gerne. Mein Verstand hat verstanden (haha, was für ein Wortspiel), dass es nur meine Gedanken sind, die ich zu einer Wirklichkeit werden lasse, die es gar nicht gibt. Und trotzdem passiert es hin und wieder.

 

Vor so ungefähr zwei Wochen habe ich beschlossen, meiner Angst nicht mehr so viel Raum zu geben und mir klar gemacht, dass ich den negativen Gedanken am besten mit positiven Gedanken entgegensteuern kann. Ich weiß, dass meine Gedanken falsch sind (Gespräche mit dem Partner über Ängste sind also sinnvoll). Meinstens beginnt das Kopfkino, wenn ich allein bin und abends im Bett liege. Meine Zweifel und Ängste sind nicht real und nur in meinem Kopf, also begann ich, die positiven Erinnerungen an die letzten Monate mit meinem Liebsten aufzuschreiben. Genau in dem Moment, in dem ich wieder begann, mich in meine Angst zu steigern, versuchte ich, meinen Blick auf das Positive zu lenken. Was soll ich sagen? Ich konnte nach dieser "Übung" ziemlich gut und beruhigt einschlafen. Einerseits hatte ich das Gefühl, mich "ausgesprochen zu haben", meine Gedanken konnten meinen Kopf verlassen und ich musste nicht mit dem Gefühl einschlafen, dass ich etwas vergessen könnte. Und meinem Liebsten zauberten unsere kleinen, schönen Momente und Erinnerungen sogar ein Lächeln auf die Lippen.

mit positiven Gedanken das Karussell im Kopf anhalten

Im Nachhinein ist es erschreckend, was Angst mit und in uns bewirken kann. Zweifel wachsen und wenn man keinen Ausweg daraus findet, denke ich, wird aus der anfänglich lästigen Mücke ein ziemlich eindrucksvoller Elefant - eines dieser grauenvollen Monster mit Reißzähnen und funkensprühenden Augen. Ja, diesen Elefanten gibt es nicht. Unser Kopf versucht aber mit allen Mitteln, uns davon zu überzeugen und wenn wir nichts dagegen tun, dann wird er es schaffen. Und glaubt mir, eine Mücke ist leichter zu zerquetschen als ein auf euch zurasender, furchterregender Elefant ;-)

 

Eine Frage, die mir in den Sinn gekommen ist, als ich so über Ängste nachgedacht habe: Warum haben wir eigentlich Zukunftsängste aber keine Vergangenheitsängste? Wir haben doch nur Angst vor der Ungewissheit, weil wir nicht wissen, was passiert. Aber was kann denn schlimmes passieren? Die meisten von uns haben in ihrem Leben schon schlimme Dinge erlebt und sie überlebt. Wir wachsen an unseren Erfahrungen und im Nachhinein finde ich es immer wieder erstaunlich, was ich in meinem Leben schon alles gerissen habe. Von manchen Menschen werde ich dafür wirklich bewundert ... aber für mich ist das nichts besonderes, denn ich habe es ja geschafft.

 

Darum habe ich keine Angst vor der Zukunft, weil ich weiß, egal was kommt, auch das werde ich schaffen, denn das schlimmste, was passieren kann, habe ich bereits überlebt ...

der Weg aus der Angst ist, sich nicht mehr hineinzusteigern

Ein Tipp, meine Selbsterkenntnis dieser Woche, ist mir im Podcast von Laura Malina Seiler begegnet (Hier könnt ihr ihn euch anhören). Es geht darum, dass man sich nicht in seine Angst hineinsteigern sondern sich ihr stellen soll ... aber auch noch vieles mehr. Es lohnt sich wirklich, sich die Folge anzuhören.

 

In der Folge über die Lebensvison von Laura ist eine Kernaussage, dass Themen, die einem begegnen einen weiterbringen. Und so war es auch in dieser Woche für mich. Das Thema Veganismus kam von allen Seiten zu mir und hat mir immer wieder die Frage gestellt: Warum nur veganer, warum nicht gleich vegan? Eine gute Frage, denn ich beschäftige mich schon lange mit dem, was eigentlich dahinter steckt. Immer wieder werden mir Dinge bewusst, die vielleicht noch nicht so super laufen, aber das kann man dann ja ändern. Schließlich sollte jeder in seinem Tempo machen. Ich glaube, für mich ist der Zeitpunkt langsam gekommen, dass ich weg von diesem veganer hin zu vegan will.

 

Früher war mein Anspruch ja, so vegan wie möglich und manchmal habe ich halt Phasen, in denen ich einfach nur Nudeln mit Pesto (ist ja meistens Käse und Milchkrams drin) essen will - weil es zeitlich und finanziell (gut eher zeitlich und bocklich) besser passt :-D Was nichts anderes heißt, als dass es manchmal einfach zu anstrengend ist, aus alten Mustern auszubrechen. Ich brauche eben eine schnelle Alternative, die mir schmeckt und auch besser tut. Denn ganz ehrlich, das Körpergefühl, das ich über die Jahre entwickelt habe, sagt mir ganz genau, dass Spaghetti mit Pesto jetzt eigentlich nicht so der Burner ist.

 

Ja, ich habe in den letzten Tagen wieder extrem viele Youtube-Videos gesuchtet. Als meine Abobox dann durchgenudelt war, habe ich einfach auf meiner Startseite bei den Vorschlägen geschaut und hin und wieder neue Kanäle abonniert. Darunter "vegan ist ungesund". Ich feiere nicht nur den Namen, sondern auch die unterhaltsame Art der Videos. Die beiden Jungs verfolge ich schon seit ein paar Wochen auf Facebook, aber dazu, ihren Kanal genauer unter die Lupe zu nehmen, bin ich noch nicht gekommen. Bis jetzt. Darunter sind wirklich einige Videos, die mir nochmal gezeigt haben, dass mein Weg mich nur zu vegan (und wer weiß wohin noch) führen kann. Einerseits kann ich das am besten mit meinem Gewissen vereinbaren und andererseits ist mir meine Gesundheit und vor allem mein Körpergefühl in den letzten Jahren wichtiger, bzw. überhaupt erst bewusst geworden. War es als Teen nur dieses Schlecht- und Völlegefühl, nachdem man sich eine Packung von irgendeinem Süßkram reingezogen hat, ist das Gefühl dafür jetzt schon feiner geworden. Ich spüre, welches Essen mir gut tut und welches weniger - Alkohol kann vielleicht recht lustig sein und im ersten Moment helfen, aber ich mag den Bähtag danach gar nicht und "helfe" mir mit Traubensaft über den Bock auf Wein hinweg. Ich merke, wo in meinem Körper ich Verspannungen habe oder bin aufmerksamer gegenüber Stresssymptomen geworden.

 

Die Doku "Gabel statt Skalpell" hat mir auch nochmal gezeigt und mehr als deutlich vor Augen gehalten, dass man wirklich ist, was man isst. In mir ist wieder der Drang angewachsen, alle möglichen Menschen darauf aufmerksam zu machen, was mir jetzt (mal wieder) bewusst geworden ist. Aber ich weiß auch, dass diese Menschen von selbst darauf kommen müssen. Ich kann niemandem etwas aufzwingen und der beste Weg, anderen etwas zu beweisen, ist, bei sich selbst anzufangen und das Leben zu leben, von dem man selbst überzeugt ist.

nicht nur veganer sondern vegan

Außerdem ist mir bewusst geworden, dass der Weg das Ziel ist. Das Video von Jacko hat mich dazu mega inspiriert. Sie sitzt in der Badewanne und spricht Dinge aus, die doch eigentlich so einleuchtend sind, dass ich hätte selbst darauf kommen können. Warum machen wir uns das, was wir machen müssen, nicht so schön wie möglich?

 

Während dieses Videos habe ich viel über mich und mein eigenes Verhalten nachgedacht. Vor allem im Bezug auf das Schreiben. Schon in meinem letzten Beitrag habe ich geschrieben, dass es mir gar nicht so wichtig ist, einen Roman so schnell wie möglich, auf den letzten Drücker zu veröffentlichen.

 

Ich wurde tatsächlich ein bisschen nostalgisch, dachte an früher und wie ich geschrieben habe. Blickte auf meinen ersten NaNoWriMo zurück. Ich wusste nicht, was ich tat, ich schrieb einfach nur. Ich kannte die vielen Schreibregeln und -Theorien noch nicht. Ich tat einfach nur das, was mir Spaß machte.

 

Und heute?

 

Heute sitze ich auf meiner Couch (oder seltener an meinem Schreibtisch) und versuche, zwischen Social Media und dem Kram fürs Schreibmeer, an einer besonders "schönen" Geschichte zu tippen. Ich weiß, ich möchte Menschen mit meinem Leben inspirieren und ihnen Mut machen. Das gelingt mir schon ganz gut, denke ich. Aber ich möchte das auch mit meinen Geschichten machen. Doch wie soll mir das Gelingen, wenn ich mich zwinge, etwas zu tun, was ich doch eigentlich ganz gern mache? Warum mache ich mir das Schreiben nicht auch einfach wieder schön? Warum gehe ich nicht wieder bedenkenlos ans Schreiben, sondern überlege stattdessen, wie ich euch an diesem Prozess teilhaben lassen kann, ohne zu viel zu verraten? Warum motiviert mich der Gedanke, euch vom Schreiben zu erzählen mehr, als das Schreiben an sich?

 

Ich merke, irgendwas läuft da schief. Und ich merke auch, ich muss wieder zurück an den Anfang, denn wie will ich positive Emotionen mit meinen Geschichten vermitteln, wenn das Schreiben zu so einem Druck ausartet?

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