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Von der Vergänglichkeit des Glücks oder: warum es andere besser haben als ich

Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied.

 

Es klingt hart, aber ich glaube, in dieser Weisheit steckt mehr Wahrheit, als wir wahr haben wollen.

 

Im Leben geht es nicht um Reichtum oder Gesundheit, tolle Freunde oder eine heile Familie. Natürlich trägt das alles zu seinem Glück bei. Es ist schön, so etwas zu haben. Eine Familie, die stets zu einem steht, einen bedingungslos liebt. Vielleicht sogar wohlhabend ist und einem die Ausbildung finanzieren kann, die man sich wünscht. eine Beziehung ohne Wenn und Aber. Der perfekte Partner, der einem jeden Wunsch von den Lippen abliest. Der ideale Körper ohne Makel, der alles mitmacht. Keine Ängste, keine Sorgen. Beruflicher Erfolg, aber auch privater. Eine Familie gründen, gute Eltern sein. Schlaue Kinder, die mindestens den gleichen Bildungsstand haben, wie wir selbst und deren beruflicher Erfolg den unseren noch ein kleines Stückchen überragt. Sicherheit. Frieden. Eine Welt ohne Müll. Ohne Krieg. Ohne Sklaverei. Ohne Rassismus. Ohne Machtkämpfe. Ohne Ausbeutung. Ohne Vorurteile.

 

Doch dann der Blick in den Spiegel, auf unser eigenes Selbst. Unser Leben ist nicht so, wie wir es gerne hätten. Es ist meist genau das Gegenteil. Wir verdienen nicht genug. Sind nicht schlank genug. Nicht sportlich genug. Haben nicht genug Freunde. Nicht genug Zeit mit der Familie.

 

Genug. Für was?

 

Das Leben ist voller Erwartungen. Die an andere sind meist sogar noch größer als an uns selbst. Fällt jemand aus der Reihe, ist er anders als wir. Geht sofort das Kopfkino an. Andere Hose. Andere Schulbildung. Andere Hautfarbe. Es ist verrückt, was es aus uns macht. Wir ordnen uns unter. Schminken die Augen größer, engen unsere Brust in Korsagen ein. Fahren ein dickes Auto auf Pump. Um so zu tun als ob. Dazugehören. Was vom großen Kuchen abhaben. Sich anpassen, um dabei zu sein. Aber dabei nicht wirklich man selbst sein.

 

Schubladen machen vieles einfach. Wer nicht reinpasst, wird woanders einsortiert. In eine Schublade, die wir kaum öffnen, weil wir sie nicht verstehen. Wollen. Können. Sollen.

 

Wir stecken nicht in anderer Leben. Wissen nicht, wie gut oder schlecht es anderen geht. Aber wir haben unseres. Unsere Träume. Und um der anderen Vorurteile Willen verdrängen wir uns. Eigentlich sind wir sowieso schon bei uns. Mit unseren Gedanken. Wir denken darüber nach, was die anderen von uns denken, während die sich doch in ihren eigenen Gedankenkreisen verlaufen haben. Wir wissen nicht vor und nicht zurück, weil es nur eine richtige Richtung zu geben scheint - nicht auffallen.

 

Auffallen ist gut, wenn es von anderen bewundert wird. Wenn sich jemand mutig etwas traut, für das wir uns selbst nicht in der Lage fühlen.

 

Die Beziehung beenden, in der wir nicht wir sind. Den Job kündigen. Auf Weltreise gehen. Einen Youtubekanal starten. Die Selbstständigkeit wagen. Ein Kind adoptieren. Ein Kind verlieren. Andere Menschen verlieren. Gekündigt werden. Ausgeraubt werden. Einen Unfall haben. Geboren werden mit körperlicher Behinderung. Sterben.

 

Vieles wirft uns aus der Bahn. Lässt uns für einen Moment nur bei uns sein. Wir stehen neben uns, während wir fassungslos und ohnmächtig dabei zusehen, wie das Schicksal unser Leben zertrümmert.

 

Irgendwann rappeln wir uns auf, klopfen uns den Staub von den Schultern und verstehen, dass nicht wir es sind, die unser Glück und Unglück bestimmen. Aber es liegt ganz allein an uns, wie wir damit umgehen. Ob wir den Sand in den Kopf stecken und mit den Zähnen knirschend auf die Anderen schimpfen oder begreifen, dass man manche Dinge nicht ändern kann - unsere Art, damit umzugehen aber schon.

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