[Buchgedanken] Anständig essen: Karen Duve

"Manchmal wünschte ich, ein Hackbraten wäre wieder ein Hackbraten, ein Grillfest ein großes Vergnügen und ich könnte in eine Bratwurst beißen, ohne dass dafür an finsteren Orten wochen- und monatelang gelitten wird." Bestsellerautorin Karen Duve wollte herausfinden, ob man sich heutzutage noch irgendwie moralisch korrekt ernähren kann. Und so wurde sie probeweise zur Bio-Käuferin, zur Vegetarierin, Veganerin und Frutarierin und schrieb ein ebenso augenöffnendes wie eindringliches Buch darüber. Ohne Moralpredigt, dafür mit dem ganz speziellen, knochentrockenem Duve-Humor.

Deutsche Erstausgabe: Verlag Galiani, Berlin 2010

Umfang: 366 Seiten

ISBN: 978-3-442-47647-3

Verlag: Goldmann

 

Meine Meinung

Wie in meinem BücherBummel schon erwähnt, lag das Buch schon seit einiger Zeit auf meiner Wunschliste. Anfang März habe ich es mir gekauft und geradezu verschlungen. Innerhalb von drei Tagen (inklusive Pause und dank einer längeren Zugfahrt) habe ich das Buch durchgelesen. Ich bin jetzt seit siebzehn Tagen offiziell Vegetarier. Und ich fühle mich ganz gut damit. Fleisch habe ich sowieso selten gegessen und eigentlich war das eher eine Entscheidung mich offiziell als Vegetarier zu bezeichnen, damit sich mein Umfeld umgewöhnt und ich eine einfache Erklärung habe, warum ich kein Fleisch essen möchte. Ich spielte auch vor dem Lesen des Buches mit dem Gedanken Veganer zu werden. Und dann habe ich dieses Buch gelesen.

 

Beim Einkaufen wurde mir schlecht, denn ich musste eine Weile zwischen einer Menge in Scheiben geschnittener, toter Tiere verweilen. Der Geruch und des Buches sei Dank auch das Wissen darum, wie es in den Schlachthöfen zugeht, bereiteten mir wirklich Kopfzerbrechen. Ich kann jetzt nicht einmal Käse essen, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben, aber ich bin noch nich soweit. Ich möchte mich langsam umgewöhnen. Neue Nahrungsmittel kennenlernen. Das Buch traf mich also ziemlich heftig und obwohl ich es nicht wollte, weil ich weiß, dass es ja eh nichts bringt, fing ich an, meine Umwelt zu belehren. Und mir wurde offen gesagt, dass sie das auch nicht hören will. Und da ich wirklich nicht belehren will, akzeptiere ich was andere essen wollen.

 

Genauso wenig wie ich es wollte, belehrt Karen Duve. Nämlich gar nicht. Sie erzählt davon, wie es ihr mit den verschiedenen Ernährungsweisen geht, berichtet von Menschen, denen sie begegnet ist und die ihr von ihrem Leben erzählt haben und bringt ihre Eindrücke der Tierhaltung zu Papier. Sie beleuchtet alle Seiten mit einer gesunden Skepsis und ohne Vorurteile zu haben, was ich sehr sympatisch finde. Immer wieder bringt sie auch übergreifende Informationen wie zum Beispiel im Kapitel “Die Sache mit der Milch” ein, was ich wirklich sehr interessant fand.

 

Die letzte Station ihrer Reise durch die verschiedenen Ernährungsweisen ist der Frutarismus. Erst war ich schon ziemlich skeptisch. Aber in dem Buch wurde ein Experiment beschrieben, dass mich nachhaltig beeindruckte:

 

“Die Vorstellung, Pflanzen seien Bio-Maschinen, die nichts merken und stur ihrem genetsichen Programm folgen, wurde aber bereits 1966 erschüttert, als Cleve BAckster die Elektroden eines Lügendetektors an den Blättern seiner Büropflanze befestigte. Backster war ein Speziealist für die Analyse solcher Detektoren und arbeitete mit dem FBI und der CIA zusammen. Zu seiner Überraschung zeichnete das Gerät eine Kurve auf, die beim Menschen positive Erregung bedeutet hätte. Lag es daran, dass er sie kurz zuvor gegossen hatte? Backster beschloss, eines der Blätter mit einem Streichholz anzubrennen. Der Lügendetektor zeichnete eine dramatische Angst-Kurve auf — und zwar bevor er das Streichholz auch nur angezündet hatte. In einem späteren Experiment konnte eine Pflanze aus mehreren Menschen sogar den Mörder einer zweiten Pflanze identifizieren, der diese in ihrem Beisein aus dem Blumentopf gerissen und zertrampelt hatte. Die Angstkurve schlug nur in seiner Anwesenheit aus.” (S. 267-268)

 

Wie gesagt, es ist jedem selbst überlassen und es macht keinen Sinn, das Buch (oder ähnliche) Leuten aufzudrängen, die davon nichts hören wollen. Ich fand es sehr interessant und es hat meine Sicht auf die Dinge verändert. Und so ganz nebenbei hat das Buch mir eine Idee zu einer Geschichte geliefert :)

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