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Vom Mut, in der Öffentlichkeit zu stehen

Immer und immer, immer wieder mache ich mir Gedanken darum, was es eigentlich bedeutet, in der Öffentlichkeit zu stehen.

 

Ich kenn das ja noch von früher. Mir wurde gesagt, die Telefonnummer gehört nicht ins Internet, auch nicht die Adresse oder andere private Dinge. Pass auf, was du im Internet teilst und das Internet vergisst nie. Auch diskrete Bilder soll man ja nicht von sich verschicken. Und so weiter ...

Sicher, das Internet hat viele Vorteile, die ich gerne für mich nutze. Dennoch ist es ein unfassbar krasses Gefühl (im positiven wie im negativen Sinne), wenn ich von anderen Menschen erkannt werde, die mich eben aus dem Internet kennen. Ich habe mich dafür entschieden, ein Stück meiner Privatsphäre nach außen zu tragen, eben um für meine Leser, euch, nahbar zu sein. Nicht nur Texte und Bilder, nein, sogar Videos könnt ihr von mir sehen. Ich möchte euch ein Stück von mir geben, damit ihr Vertrauen zu mir aufbauen könnt und das Gefühl bekommt, mich wirklich zu kennen. Das ist Teil meiner Marketingstrategie und ich habe mich bewusst dafür entschieden.

 

Für mich ist klar, dass es Grenzen gibt, die ich nicht überschreiten möchte. Es gibt Dinge, die sind und bleiben privat. Dazu gehören familiäre Angelegenheiten und auch andere Beziehungen - nicht nur weil andere Menschen dabei eben auch ein Wörtchen mitzusprechen haben. Bisher gab es nur eine Ausnahme, meine Beziehung zu Ben, doch da auch er eine öffentliche Person ist und wir viele gemeinsame Projekte hatten, mussten wir das nicht vermeiden. Aber auch mein Berufsleben - so es denn nichts mit dem Schreiben zu tun hat - möchte ich aus der Öffentlichkeit heraushalten. Beides gibt mir das Gefühl von Sicherheit und dass ich eben im privaten Umfeld mit Freunden darüber sprechen kann, ohne dass sie nicht nachfragen, weil ja eh alles im Internet steht :D

 

Das ist allerdings nicht der einzige Grund. Leider.

 

Viele Menschen aus meinem persönlichen Umfeld - wenn nicht gar alle - wissen, dass ich schreibe, schließlich stelle ich mich mittlerweile mit meinem Künstlernamen vor und habe auch viele von ihnen auf Facebook bei meinen Kontakten. Von der Seite aus habe ich also keine Berührungsängste mit dem privaten Umfeld. Ich bin echt froh, dass es Menschen sind, die mich so akzeptieren, wie ich bin.

 

Es gibt aber auch ein großes ABER. Dieses ABER beinhaltet Menschen aus meinem Umfeld, die mir vielleicht nicht gerade "wohl gesonnen" sind - von den meisten weiß ich gar nicht, wie sie mir überhaupt gesonnen sind. Es sind diese Menschen, die jeder in seinem Leben hat. Seit ich den Schritt in die Öffentlichkeit gewagt habe, sind es genau die Menschen, die in mir ein komisches Gefühl auslösen. Obwohl ich mich mit meiner Internet-Aktivität (mei, klingt das komisch) nicht an sie richte, bekommen sie jedoch mit, was ich da so veranstalte. Es ist die Unwissenheit, was sie mit ihrer Anwesenheit - und ja, ich bekomme doch schon mit, dass sie anwesend sind - erreichen wollen. Umso merkwürdiger ist es, darüber zu schreiben und zu wissen, dass sie vielleicht genau das hier lesen.

 

Und dennoch lasse (und möchte) ich mich von den Gedanken an diese Menschen nicht davon abhalten (lassen), meinen Weg zu gehen. Immerhin sind sie ja die meiste Zeit für mich unsichtbar und noch weniger Zeit verbringe ich damit, meine Gedanken an sie zu verschwenden - auch wenn sie hin und wieder durchblitzen. Zum Beispiel denke ich daran, ob Menschen aus meiner alten Klasse oder meiner Vergangenheit wohl mein Tun verfolgen, was sie über mich sagen würden und denken, schließlich war ich ja nur die Verrückte - ja, meinen Namen schien kaum jemand zu kennen; damals. Und ich war schüchtern, unsicher, sehr still und in mich zurückgezogen - was ihr euch jetzt wahrscheinlich gar nicht vorstellen könnt.

 

Aber das Gefühl bleibt leider trotzdem. Wie die Aasgeier, die über einem schweben. Solange man noch lebt, haben sie nicht den Arsch in der Hose, mal zu landen und hallo zu sagen. Doch wenn deine Zunge beginnt, an deinem Gaumen zu kleben und du nur noch auf allen Vieren kriechst, hörst du sie von oben lachen. Und wenn es mit dir zu Ende geht, stürzen sie sich auf dich und nehmen dich richtig auseinander.

 

Doch bis das passiert, bleiben sie wie Kletten an dir haften, verfolgen jeden deiner Schritte. Und im Ernst, das ist irgendwie schon wieder ein gutes Gefühl - vielleicht verrückt, aber gut. Scheinbar bin ich mit dem, was ich tue, interessanter als ich dachte. Und wenn es nur die Sensationsgier ist. Ich weiß doch im Grunde, dass diese Geier mir nichts anhaben können. Und wenn ich aus der Wüste herausgefunden habe, weiß ich schon jetzt, dass sie mit ihren verbogenen Hälsen und zerrupftem Gefieder vor mir stehen und krächzen, dass sie ja immer ein Auge auf mich hatten. Sie halten die Krallen auf und wollen ihr Stück vom Kuchen haben.

 

Gut, dass es nicht nur Geier gibt im Leben, sondern auch Freunde, Menschen, die es gut meinen - auch wenn es mir vor ihnen noch peinlich ist, wenn sie sagen, dass sie meine Videos schauen. Sagen sie, sie finden es toll, mutig, bewundernswert. Sie sind für mich da und wenn es Kuchen gibt, dann werde ich mich an sie erinnern.

 

Leider sind es aber auch die Geier, die mir den Mut nehmen, euch mehr von mir zu erzählen. Denn es gibt da vielleicht die eine oder andere Sache, die euch interessieren könnte - Gruß an Sarah :* -, doch noch bin ich den Geiern mental nicht gewachsen. Nicht allen zumindest. Aber es wird, ganz langsam, und dann kann ich euch davon erzählen. Ich freue mich schon sehr darauf :-)

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