[Buchgedanken] Die Radleys - Matt Haig

Lernen Sie die Radleys kennen, eine total verbissene Familie

Auf den ersten Blick wirken sie wie eine ganz normale Familie: Vater Peter ist Arzt, Mutter Helen kümmert sich um die beiden pubertierenden Kinder Clara und Rowan. Doch warum erstickt Peter fast am thailändischen Salat, warum nimmt jedes Tier vor Clara Reißaus und warum kann Rowan nachts nicht schlafen und hat trotz Lichtschutzfaktor 60 Probleme mit der Haut?

Das Geheimnis der Radleys ist so unfassbar wie offensichtlich: Sie sind abstinente Vampire!

Vor diesem Augenblick hat sich Helen Radley ein Leben lang gefürchtet: Sie und ihr Mann müssen ihren Kindern endlich sagen, was mit ihnen los ist, nachdem ihre Tochter Clara in Notwehr kräftig zugebissen hat – jetzt gibt es eine Leiche und ein dickes Problem. Ihr Mann Peter ruft gegen ihren Willen seinen Bruder, den charismatischen und ganz und gar nicht abstinenten Will zur Hilfe. Während die Kinder noch zu verstehen versuchen, was diese Enthüllung für ihr weiteres Leben bedeutet, sich Helen um Schadensbegrenzung bemüht und Peter darüber nachdenkt, ob nicht doch ein gelegentlicher Tropfen Blut dem Wohlbefinden förderlich ist, bricht Will in die ländliche Idylle ein und stiftet zusätzlichen Unfrieden. Zwar kann er zunächst die Polizei von der Unschuld Claras überzeugen, doch dann erwachen neue Lüste, die die ganze Familie an den Rand der Katastrophe bringen …

Matt Haig hat ein Kunststück vollbracht: Er hat einen intelligenten, witzigen und spannenden Vampirroman geschrieben, der selbst diejenigen, die nicht zu den Fans dieses Genres zählen, von der ersten Seite an in den Bann zieht und durch die Kapitel jagen lässt wie weiland Christopher Lee als Graf Dracula auf einem Pferd durch Transsilvanien.

 

Originaltitel: The Radleys

Aus dem Englischen von Friederike Levin

Deutsche Erstausgabe, 2010

Umfang: 432 Seiten

ISBN: 978-3-462-04233-7

Verlag: Kiepenheuer&Witsch

 

Vor ein paar Wochen habe ich das Buch gesehen und es musste einfach mitkommen. Schuld daran, der Name des Autors. Vielleicht kennt der eine oder andere "Ich und die Menschen" von Matt Haig? Ich fand dieses Buch großartig! (Hier nachzulesen)

Hin und wieder kommt es dann wirklich vor, dass ich ein Buch eines Autors verschlinge und überragend finde, und dann will ich alle Bücher von ihm lesen - egal wie gut oder schlecht andere diese finden. So auch bei Matt Haig. Ich war total überrascht, so wie eigentlich bei vielen Autoren, deren Bücher ich gern gelesen habe (vor allem, wenn diese relativ gehypt sind), dass dies dann gar nicht das Debüt des Autors ist (was ich erst später herausfinde und mich dann freue, weil ich noch sooooooo viel zu lesen habe).

Logischerweise ist der Anspruch an diese Bücher dann besonders hoch und es kommt vor, dass diese Bücher meinen Erwartungen dann nicht gerecht werden (können). Echt blöd, aber ich habe keine Ahnung, wie man das abstellen kann (Tipps bitte gern zu mir ;-) ).

 

Nun hatte ich also hohe Erwartungen an das Buch und stürzte mich ganz gespannt auf die ersten Seiten. Und eben jene erste Seite landete direkt auf Instagram, weil ich es absolut komisch fand. Dennoch war ich verwirrt, denn etwas lustiges hatte ich nicht erwartet. Doch genauso komisch ging es weiter und ich las über diese merkwürdige Familie, die versuchte, nicht aufzufallen und doch irgendwie auffällig war - gespickt mit wundervoll intelligenten Sätzen wie

 

Besser, sich zu dem zu bekennen, was man ist, als überhaupt niemand zu sein. Unter einer Lüge so tief begraben zu sein, dass man genauso gut tot sein könnte.

 

In ihnen habe ich den Matt Haig gefunden, den ich erwartet hatte. Dennoch war ich bis zu den letzten 100 Seiten hin verwirrt und unsicher, was ich eigentlich von diesem Buch halten soll. Und was mich am meisten überrascht hat und ich erst im Nachhinein so wirklich registriert habe: Das Buch hat ganz langsam und hinterhältig an Fahrt aufgenommen, wurde vom lustigen Buch zu einem spannenden, das ich nicht mehr aus der Hand legen wollte.

 

Ja, wie dem auch sei ... :-D

 

Fazit: ❤❤❤❤❤/❤❤❤❤❤

Volle Punktzahl, weil mich das Buch trotz Voreingenommenheit überraschen und begeistern konnte. Ich bin froh, dass ich es entdeckt habe und nicht vor dem mittlerweile ausgelutschten Vampirthema zurückgeschreckt bin. Es gibt definitiv noch mehr da draußen, als Glitzervampire ;-) Zum Beispiel ein Cover, das im Dunkeln leuchtet (nicht das oben, sondern das meiner Ausgabe. Schaut mal bei Instagram nach, da hab ich sogar ein Foto von meiner Entdeckung gemacht).

 

Auch ein hübsches Zitat zum Schluss, durch das die Geschichte einen Hauch Märchenhaftigkeit und für mich seinen speziellen Sinn bekommt (ohne zu spoilern).

 

Und plötzlich fühlte er sich seltsam erwachsen, als wäre es genau das, was einen Erwachsenen ausmacht - die Fähigkeit, zu wissen, wann Geheimnisse gehütet werden mussten. Und welche Lügen man braucht, um seine Lieben zu retten.

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