In jedem Moment meines Lebens versuche ich mein Möglichstes, um von anderen Menschen als positiv wahrgenommen zu werden. Ich möchte gemocht werden und alles dafür tun, damit es anderen gut geht, ihnen helfen und ihnen zuhören. Und plötzlich war da dieses eine Wort, das mich dermaßen aus der Bahn warf. Es tat weh, hat mich verletzt und ich wollte sauer sein. Wütend auf die Person, die ich am meisten liebe, denn sie hat dieses Wort zu mir gesagt ...
"Wenn ich so unausstehlich bin, dann kannst du ja auch gehen!" war meine Antwort und dieser Mensch ging. Und natürlich wollte ich alles andere als dass dieser Mensch geht. Ich wollte, dass er bei mir bleibt. Mich in den Arm nimmt und mir sagt, wie sehr er mich liebt. Sagen konnte ich das jedoch nicht. Das würde ja heißen, dass ich schon wieder nachgeben würde. Zugeben, dass diese Person nicht schuld daran ist, dass es mir nicht gut geht, und mir selbst eingestehen, dass ich selbst Schuld wäre, wenn ich ihr in diesem schmerzvollen Moment verzeihen würde.
Der Schmerz blieb. Und die Wut blieb. Ich machte ihr Luft, aber sie blieben. Was hatte sie mir gebracht? Nichts. Schmerzen. Körperliche Schmerzen. Schon wieder. Wut darauf, dass ich wütend war. Wütend auf diesen Menschen, der mich mit nur einem Wort so tief treffen kann.
Auch jetzt merke ich noch immer, wie mein Magen mit diesem Gefühl zu kämpfen hat. Jedoch versucht mein Kopf zu verzeihen. Ich habe gegoogelt, ja, ich weiß, das tut man nicht, aber ich wollte mögliche Antworten. Dabei bin ich auf einen Artikel gestoßen, der eine Liebesbeziehung in mehrere Phasen einteilt. An meinem Erleben in den letzten zwei, drei Wochen lässt sich wohl festmachen: die Honeymoon-Phase ist vorbei *weinender Smilie*. Jetzt geht es ans Eingemachte. Jedoch nahm ich auch etwas Positives für mich mit, etwas zum Nachdenken und Überdenken meines eigenen Verhaltens. Am Anfang sieht man alles rosarot, verzeiht, übersieht Dinge, die man vielleicht sonst nicht mag. Aber das ist okay. Erstmal. Und irgendwann ist das vorbei. Klar, man liebt noch, aber man wird langsam auch wieder ein eigenständiger Mensch, nachdem man wochenlang nur ein Wir war.
Ich versuchte also, in den letzten Tagen wieder so zu sein, wie am Anfang unserer Beziehung. Nachsichtig und bereit zuzuhören. Dinge zu tun, die ich getan hatte. Es funktioniert, fühlt sich aber ungewohnt an und das macht mich unsicher - genau so, wie ich es auch am Anfang der Beziehung war.
Als ich eben im Bad vor dem Spiegel stand, ist mir etwas klar geworden. Dieses eine Wort hat mich nur verletzt, weil ich es zugelassen habe. Denn eigentlich bin ich nicht unausstehlich, sonst wäre dieser Mensch nicht mit mir zusammen. Es gibt nun einmal Phasen, in denen bin ich empfindsamer, da lege ich jedes (negative) Wort auf die Goldwaage - was nicht wirklich fair ist. Genau so hat dieser Mensch es im übrigen auch gemeint. Er meinte diesen einen Moment.
Und mir wurde auch bewusst, dass ich nur zulasse, dass mich Dinge verletzen, weil sie mich verunsichern. Wäre ich selbstbewusster, dann könnte ich damit umgehen. Dem schloss sich der Gedanke an, dass ich mich selbst auch nicht besser behandle, was eigentlich traurig ist. Ich halte so wenig von mir selbst, dass es mir wichtig ist, dass andere gut über mich denken. Klar, bin ich aus freien Stücken hilfsbereit und höre mir gern die Probleme anderer an, und dennoch ist da diese kleine Stimme in mir, die sagt: Genau das will ich auch!
Warum bin ich dann also nicht in der Lage, mir selbst das zu geben, was ich so gerne für andere tue?
Zeit für die Dinge, die ich gerne mache, auch wenn sie keinem höheren Zweck dienen. Lebensmittel, die mir gut tun, statt Essen, von dem ich weiß, dass es mich runterzieht und mich schlecht fühlen lässt. Warum höre ich nicht auf, an negativen Dingen festzuhalten? Glaube ich wirklich, dass mein Stolz es verdient hat, an seinem Recht auf eine Entschuldigung zu beharren? Oder ist die Aussage nicht vielleicht sogar berechtigt gewesen?
Ich mache es mir und meinen Mitmenschen manchmal wirklich schwer. Und das nicht mal mit Absicht. Hin und wieder brauche ich ein Ventil für meine Emotionen und auch die vielen Worte, die damit herausschwallen. Ich glaube, manchmal kann ich jemanden sogar ins Koma quatschen. In solchen Situationen bin ich anstrengend und das nervt mich selbst - weil ich merke, dass ich andere damit runterziehe. Manchmal glaube ich, es lebt sich einfacher, wenn ich ein bisschen egoistischer wäre. Aber das bin ich nicht.
Oder vielleicht doch?
Vielleicht bin ich genau in den falschen Momenten egoistisch, schiebe mich in den Mittelpunkt und belästige andere mit meinen Problemen. Ist nicht dieser Blog in den letzten Wochen der glänzende Beweis dafür? Andererseits: Ihr müsst ihn ja nicht lesen.
Möglicherweise muss ich aber auch nur einfach lernen, wann ich egoistisch/egozentrisch sein darf. Nämlich dann, wenn ich allein bin. Im letzten Jahr während meiner Social Media Pause war es so, dass ich am Anfang gar nicht mit mir allein zurecht kam. Es tat gut, sich durch Facebook und Co vom Wesentlichen abzulenken, aber so wirklich allein mit mir, war ich lange nicht mehr. Das könnte ich tatsächlich wieder üben.
Und verrückterweise sind mir in der vergangenen Woche wieder Themen begegnet, die genau dies fokussierten: Egozentrismus. Nicht auf die böse Art, sondern die gesunde.
In meinem Video vom Montag habe ich darüber gesprochen, dass es mir kaum noch Spaß macht zu schreiben. Der Grund dafür ist, dass ich das Gefühl habe, nicht voran zu kommen. Ich tüftle hier die ganze Zeit rum, erzähle euch von meinem tollen Autorenleben und bring doch eigentlich nichts zu stande. Eine Romanveröffentlichung ist noch nicht einmal in greifbarer Nähe. Der Druck durch meinen Ratgeber zur Schreibroutine steigt. Vielleicht erwartet ihr es gar nicht, aber ich erwarte es von mir. Schließlich habe ich ein Buch geschrieben und muss ja auch "beweisen", dass ich Ahnung von der Materie habe.
Genauso geht es mir übrigens auch mit dem Lesen. Das Buchbloggen hat mir die Lust daran genommen. Sich ständig mit anderen zu vergleichen, zu berichten, wie viele Seiten oder Bücher man gelesen hat, haben mir den Blick auf das Wesentliche vernebelt: dem Lesen.
Warum eigentlich über Dinge sprechen, die noch nicht fertig sind?
Im diesem TED Talk bringt Derek Sivers es eigentlich auf den Punkt, was, wenn man es weiß, total logisch ist: Indem man seine Ziele kommuniziert, holt man sich die Anerkennung und Bestätigung von anderen ab, als hätte man sie schon erreicht. In der letzten Woche habe ich euch das Video von Jacko in der Badewanne verlinkt: Es ging um das "Schönmachen" der Dinge, die man tun muss oder tut, um wieder Spaß daran zu haben.
Es heißt also, dass ich Dinge wieder mehr für mich tun möchte - zumindest möchte ich versuchen, nicht gleich alles offen zu kommunizieren, was ich tue, nur um mir ein "toll" oder "find ich super" von irgendwem abzuholen. Ich möchte Ziele erreichen und mich dann über das erreichte Ziel freuen können - oder zumindest auf meine Art über den Weg dahin ;-) Denn meinem zutiefst verunsichertem Selbst bringt die Belohnung vor der eigentlichen Arbeit gar nichts ...
Eine weitere Inspiration ist die Morgenroutine von Ella in dieser Woche gewesen. Was mir natürlich auch wieder ein bisschen mehr "für mich"-Zeit einbringt und mich dazu "zwingt" etwas für mich zu tun, mir zuzuhören. Aktuell versuche ich mich an den Morgenseiten und auch, nicht gleich nach dem Wachwerden, das Handy in die Hand zu nehmen und im Social Media rumzudaddeln, sondern die Zeit lieber zum Lesen zu nutzen. Nachts ist mein Smartphone im Flugmodus, wer mich also versucht zu erreichen, könnte eventuell etwas länger auf eine Antwort warten :-D
Wie war eure Woche? Gibt es Erkenntnisse oder Inspirationen, die ihr mit mir teilen möchtet?
Kommentar schreiben