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Tagebucheintrag N°42 | Was macht einen Autor aus? – Ein Projekt geht seinen Weg

Ich wohne alleine. Und ich bin seit ein paar Tagen erkältet. Und erst gestern habe ich mitbekommen, dass ich keine Stimme mehr habe. Ich bin nicht nur heiser – nein, es kommt kein einziger Ton heraus.

 

Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon heiser bin. Aber das ist nicht schlimm. Ich führe eh keine lauten Selbstgespräche, telefonieren hasse ich, ich wohne alleine und spreche wenn dann nur mit Menschen beim Einkaufen an der Kasse – oder in der Uni, aber manchmal habe ich das Gefühl, ich könnte sie mal mehr zu Wort kommen lassen.

 

Und ich habe darüber nachgedacht: Was ist, wenn ich meine Stimme für immer verloren habe? Was ist, wenn ich nie wieder sprechen kann? Ich habe ja eh vor Ewigkeiten mal überlegt Gebärdensprache zu lernen. Warum also nicht? Und ich wollte eh nie einen Job, bei dem ich viel sprechen muss oder telefonieren. Ja, telefonieren ist echt der Horror für mich!

 

Ziemlich krank eigentlich, dass mir der Gedanke, nie wieder sprechen zu können keine Angst macht. Denn eine Stimme werde ich mit Sicherheit nie verlieren (bis auf schlimme Krankheiten und Unfälle, die man sich weit weg wünscht). Sie wird immer da sein. Die Stimme in meinem Kopf. Und ich will schreiben, eben weil ich es am Besten kann.

 

Für manche macht das vielleicht den Eindruck, dass man beim Schreiben ja noch ewig viel drüber lesen und verbessern kann. Aber nein, ich schreibe eigentlich das Meiste so runter, auch meine Geschichten, vielleicht ein paar Notizen zum Ablauf oder so, aber sonst ist das, was aus mir fließt, schon fertig. Warum ich es mit dem Reden nicht so drauf habe… Ich glaube, beim Reden denke ich einfach schneller, komme dann durcheinander, verhaspel mich, spreche die Sätze nicht richtig zu Ende. Und beim Schreiben, da denke ich einfach langsamer. Woran das liegt, weiß ich auch nicht.

 

Ich glaube, allein schon deswegen bin ich die geborene Schriftstellerin. Ich bin einfach dafür gemacht. Ich liebe es zu schreiben. Und die letzten Tage hat es mir echt gefehlt. Ich habe eine Zwangspause eingelegt, weil mir fast der Kopf geplatzt ist. Ich konnte nicht einmal mehr als zwanzig Seiten am Stück lesen, das war mir schon zu viel. Und den ganzen Tag rumliegen, das kann ich nicht. Das geht gar nicht. Da ist etwas in mir, das will was tun, das ist total unbefriedigt, wenn es nichts produzieren kann, nichts neues lernen kann, wenn es einfach nur rumgammelt.

 

Richtig ätzend.

 

Aber ich habe auch eine Entscheidung für mich getroffen. Mein Geheimprojekt wird erst einmal auf Eis gelegt. Ich glaube, ich bin noch nicht bereit dafür. Die Idee ist perfekt und ich mag sie echt gern, doch ich bin einfach noch nicht soweit.

 

Wie weiter oben erwähnt, schreibe ich in einem Fluss. Und das was ich schreibe ist dann meistens schon fertig (von Rechtschreib- und Tippfehlern mal abgesehen). Doch dieses Projekt, wie ich sicherlich schon einmal berichtet habe, ist ein Tagebuch-Roman (gibt es das Wort? Keine Ahnung. Aber die Bezeichnung passt). Und ich möchte ihn möglichst authentisch haben, das heißt: er ist nicht durchgängig geschrieben, es gibt Pausen von teilweise mehreren Jahren, doch auch in ihnen passiert etwas. Also habe ich angefangen einen Plott zu schreiben und der wurde sehr ausführlich. Ich glaube, bis auf “kurz”plotten (also wirklich nur grobe Notizen), kann ich gar nicht plotten. Ich habe mich mit der Protagonistin unterhalten und es hat auch irgendwie funktioniert. Aber sonderlich gereizt hat mich das Ganze nicht mehr.

 

Also bin ich zu dem Entschluss gekommen, das Projekt erst einmal liegen zu lassen, bis ich mehr Routine habe und als Autorin gewachsen bin. Denn die dezente Demotivation hat sich auch auf meine anderen beiden Projekte ausgewirkt. Ich bin noch nicht einmal mit den paar Seiten von “Aneinander vorbeigel(i)ebt” meinem Jugendprojekt fertig, also mit dem noch mal drüber lesen und dann entscheiden, ob ich es weiter schreibe.

 

Und an so einem Punkt sollte glaube ich jeder Autor Abschied nehmen können.

 

Ich bin eher erleichtert über diese Entscheidung als traurig, denn ich freue mich riesig auf mein nächstes Projekt, dass meinem Schreibstil in jedem Fall entgegen kommt :)

 

Und damit wünsche ich euch noch einen schönen Abend!

Eure Tinka

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