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Eigentlich wollte ich ja nicht, aber ...

Eigentlich wollte ich ja nicht über das Thema schreiben. Mich wie viele andere auch da raushalten. Aber ich bin auch nur ein Mensch. Mit Gefühlen. Und mit einem Kopf, der sich mittlerweile so stark schüttelt, dass ich erstaunt darüber bin, ihn noch nicht verloren zu haben.

 

Was ist nur los mit dieser Welt? Woher kommt all dieser Hass und diese Wut? Was stimmt nicht mit den Menschen?

Warum ich mich jetzt doch entschieden habe, über dieses Thema zu schreiben, das seit Wochen und Monaten - ja den ganzen Sommer über - Deutschland und die Welt bewegt hat, ist doch eigentlich klar. Ich sehe mich als Autorin, auch als eine, die kritische Themen in ihren Geschichten und Romanen ansprechen will. Daher kann ich mich gar nicht raushalten. Vor allem, wenn ein Thema zu mir dringt, obwohl ich seit Jahren fernsehabstinent bin und mit Nachrichten nicht viel am Hut hatte.

 

Doch gerade heute, heute reicht es mir. Tag der Deutschen Einheit. Wuhuu! Alle freuen sich und feiern. Wenn heute nicht Samstag wäre, dann hätten sie sogar frei. Sie sind stolz darauf, dass ein Land, das einst getrennt war, wieder vereint ist. Es ist auch ein ziemlich großes historisches Ereignis, das will ich gar nicht abstreiten. Aber so wirklich vereint sind wir nicht.

 

Nicht, wenn man nur noch mit einem Kopfschütteln auf Ostdeutschland blickt. Wenn andere Länder die Einreise nach Ostdeutschland als bedenklich einstufen und Warnungen herausgeben. Sogar in meiner Kindheit bin ich von dem: hier ist der Osten, da ist der Westen nicht verschont geblieben - obwohl ich aufgrund meines Alters nichts von der Grenze, der Mauer direkt mitbekommen habe.

 

Schubladendenken. Mehr ist das nicht. Du Ossi, ich Wessi, er Ausländer. Was soll das? Wir sind alle Menschen. Wenn man durch die Welt läuft, dann gibt es eher weniger als mehr natürliche Grenzen zwischen den Ländern. Grenzen sind von Menschen gemacht. Genau wie Schubladen. Es erleichtert das Denken. Logische Schlussfolgerung für mich:

 

Wer in Schubladen denken muss, weil es einfacher ist, der kann nicht wirklich gerne denken, denn es ist ja aufwändig. Und wer nicht gerne (selbst) denkt, kann ergo auch nicht wirklich intelligent sein.

 

Ist es nicht so? Für mich eindeutig ja, denn wenn ich mich mal mit solchen Menschen (was zugegeben nicht oft vorkommt) unterhalte, dann haben Argumente keine Chance. Ich stoße auf Vorurteile und negativen Gedanken. Schubladen eben.

Ich will jetzt nicht all die Statistiken paraphrasieren, die man, wenn man denn will, überall im Internet finden kann. All die Widersprüche, die sich bei dem Thema auftun, lassen mich wirklich nur mit dem Kopf schütteln und ... ja, leider auch schweigen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass reden nicht mehr helfen kann. Wie auch, wenn die Argumente, die Hand und Fuß haben, nicht ankommen. Da wurde in den Nachrichten gezeigt, wie eine Notunterkunft brennt. Juckt keinen. Erscheint aber ein Überfall oder Raub auf der Mattscheibe, sind es die Ausländer gewesen, dann sind alle Ausländer kriminell. Lügenpresse - nur wenn es passt.

 

Glücklicherweise gehöre ich zu den Menschen, die halbwegs Ahnung haben. Ich habe studiert - bilde mir jetzt aber nichts drauf ein - sogar Archäologie, aber wem kann man mehr glauben als Wissenschaftlern? Damit meine ich nicht mich, sondern meine Professoren. Die, die sich mehrere Monate im Jahr durch Dreck (auch menschliche Fäkalien), Staub, Schlamm und Matsch wühlen. Und was ist ein Ergebnis?

 

Der Ursprung der Menschheit liegt in Afrika. Punkt. Zu Beginn der Menschheit gab es nirgendwo anders auf der Welt Menschen. Das ist bis jetzt Fakt. Das heißt, dass wir alle Afrikaner sind. Nur haben wir uns (Stichwort: Evolution) an die Bedingungen hier angepasst (helle Haut, ...). Auf Facebook kursiert auch ein Bild von mehreren Skeletten nebeneinander untertitelt mit Europäer, homosexuell, Chinese, ... Was weiß ich. Ihr wisst, was ich meine:

 

Wir sind alle Menschen. Wir sind alle miteinander verwandt. Wir unterscheiden uns nur, durch die Anpassung an unsere jeweilige Umgebung, in der wir leben.

 

Was ist also kaputt mit Deutschland? Keiner will mehr für das belangt werden, was unsere Groß- und Urgroßväter getan haben. Okay, kann ich verstehen, aber sollten wir nicht daraus lernen? Und offensichtlich tun es diejenigen nicht, die es müssten. Was muss passieren, damit die ganze Scheiße hier aufhört? Wann ballern sich endlich mal die richtigen den Schädel weg, damit die anderen - die Menschen, die genug nachdenken und (meiner subjektiven Meinung nach) intelligenter sind - die Welt neu bevölkern und sie vielleicht noch retten können?

 

Das Problem liegt in der Evolution selbst: Die Intelligenten, die Bastler, die Genies ziehen den Kürzeren, wenn ein Muskelprotz mit fetter Keule kommt. Vielleicht hat die Menschheit Glück und das Gebastelte war fertig und für den Muskelprotz verständlich genug, dass er es anwenden kann. So kommt die Menschheit voran, aber irgendwas bleibt auf der Strecke. Also sind wir doch nur dem Untergang geweiht.

 

Vielleicht überdramatisiere ich das Resultat ein wenig - ich bin Autorin, also darf ich auch übertreiben -, aber ich sage schon seit Jahren, dass alles in einem riesigen Knall enden wird. Und muss.

 

Kein Lebewesen ist so dämlich wie der Mensch. Diese Meinung habe ich schon lange und sie bestätigt sich mit fortschreitender Zeit immer mehr.

 

... Ich frage mich gerade, warum ich noch weiterschreibe. Ich drehe mich sowieso nur im Kreis. Die Leute, die wissen, was ich meine, und meiner Meinung sind, brauchen sowieso nicht überzeugt zu werden. Und diejenigen, die man sowieso nicht mit Argumenten überzeugen kann, die werden nicht bis hierher gelesen, vielleicht auch gar nicht das, was ich geschrieben habe, gefunden haben, weil sie auf Facebook Hasskommentare schreiben müssen. Da fühlen sie sich wohl. Unter Ihresgleichen. Und ich tue es ja auch.

 

Wir suhlen uns doch darin. Vermeiden den Konflikt. Ich schüttele stumm meinen Kopf. Ihr werdet an dieser Stelle vielleicht nicken. Stumm. Wir sagen nichts, weil wir hoffen, dass sich alles von selbst regeln wird. Aber das tut es nicht. Mit verschiedenen Aktionen verschaffen sich Promis Gehör. Obwohl ich mich nicht als so einer sehe, will auch ich nicht mehr länger schweigen.

 

Ich bin Autorin. Ich möchte etwas in der Welt und den Menschen bewegen. Irgendwann muss man ja mal anfangen. Das habe ich heute getan.

 

Danke für eure Aufmerksamkeit!

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