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[Gedanken zu ...] Niemals aufgeben und weiterkommen

Manchmal gehen wir Wege, ohne zu wissen, wo wir ankommen werden. Wie oft gab es Menschen, Stimmen hinter mir und in mir, die mir sagten "Du kannst das nicht?" oder "Wo willst du hin?" Selbstzweifel sind ätzend, wenn ich sie denn zulasse - und das tue ich selten. Warum? Weil ich so ein unumstößlich positiver Mensch bin. Nur manchmal, ja, manchmal bin ich es nicht. Da will ich aufgeben, sehe keinen Sinn mehr in dem, was ich tue. Vermutlich ist das normal, aber ... Was ist schon normal?

Viele erwarten einfach, dass man bleibt, wie man immer war. Dass man Wege geht, die schon andere gegangen sind. Wenn man dann etwas Neues, etwas Anderes tut, ist es unheimlich. Nicht nur für die anderen, sondern auch für einen selbst. Doch auf meinem Weg komme ich immer wieder an Orte, die schön sind, die mir zeigen, der Weg lohnt sich, auch wenn es manchmal nicht einfach ist. Aber was im Leben ist schon einfach? Eine Garantie kann einem niemand geben. Eine Garantie will ich auch gar nicht, sonst wäre das Leben langweilig. Langeweile und Routine will ich nicht. Ich will Dinge erleben und mich immer weiter verändern. Mich verbessern weiterentwickeln.

 

Ich habe tatsächlich eine Weile überlegt, in welche Kategorie ich diesen Blogbeitrag stecken will. In gewisser Weise ist es ein Projektupdate, aber eben doch ein bisschen mehr. Außerdem mag ich meine "Gedanken zu ..."-Artikel sehr gerne. Sie müssen nicht perfekt sein, da das nicht mein Anspruch ist, eher, ich selbst zu sein und meinen Gedanken einen Platz zu geben, an dem sie sein können und auf andere Gedanken stoßen. Und ihr mögt sie auch - meine Gedanken, meine Worte, die Themen, die ich hier anspreche, beschäftigen euch genau wie mich. Das freut mich sehr und bestätigt mich in dem Glauben, dass es wichtig ist, sich weiterzuentwickeln, niemals ganz stehenzubleiben und sich immer, immer (!) selbst treu zu bleiben - egal wer oder wann man gerade ist.

 

Nun gut.

 

Heute möchte ich euch von den schönen Seiten des Schreibens und Autorendaseins berichten. Genau gesagt von einer Seite, die kaum einer sieht. Sogar mir selbst bleibt sie sehr oft verborgen. Sie ist schüchtern, sehr schüchtern und man muss aufpassen, dass man sie in der Hektik des Alltags nicht übersieht. Es ist der leise, schleichende Fortschritt. Das Weiterkommen in dem, was man tut, fernab von allem Sichtbaren.

Überarbeiten.

 

Dieses Thema schwebt seit Monaten und Jahren über mir. Es ist schwer zu lernen, wie man überarbeitet, wenn man es nicht tut. Vermutlich die Königsdisziplin beim Schreiben. Man muss es tun, um es zu können. Da ist keiner, der es einem beibringt. So ist das mit vielen Dingen. In der Schule bekommt man vorgekaute Häppchen, in der Uni auch teilweise, aber wenn man etwas hat, das man sich komplett selbst beibringen muss - weil es einfach nicht anders möglich ist (und wenn dann nur schwer) -, dann muss man Wissen anhäufen, alles in sich aufsaugen, in der Hoffnung, irgendwann einmal etwas damit anfangen zu können. So habe ich mich durch Blogs gewälzt, habe meine Methode zu schreiben in Frage gestellt, habe ausprobiert, bin verzweifelt, habe wieder neuen Mut gesammelt, habe eine Geschichte so zerhackt, dass ich sie nicht wieder zusammensetzen will kann, ohne beim Gedanken daran Schweißausbrüche zu bekommen, weil es so eine irrsinnige scheiß Arbeit ist. Geschichten, die einem am Herzen liegen, (erst einmal) gehen zu lassen, ist schwer. Und wofür? Um sich weiterzuentwickeln. Immer und immer wieder ein neues Blatt Papier nehmen und skizzieren ist für den Maler sicher normal. Ein Autor hängt aber an den vielen Worten, die er getippt hat. Löschen kommt nicht in Frage, zu viel Zeit wurde investiert. Doch all das kann man nicht auf einmal überblicken. Wie auch? Niemand kann mehrere hundert Seiten mit einem Blick erfassen. Das macht das Überarbeiten noch mal schwerer. Wäre es nur die Geschichte im Kopf, die könnte ich leicht überarbeiten, aber ist sie erst einmal aufs Papier geflossen, erkennt man dieses riesige Monstum, welches man da geschaffen hat.

 

Bei Seite eins Anfangen ist so unglaublich demotivierend. Und doch habe ich weiter gemacht, nachdem ich schon eine Geschichte bis zur Unkenntlichkeit zerstört habe. (Gelöscht ist sie natürlich nicht, das würde ich nicht übers Herz bringen. Aber ich habe mindestens zehn verschiedene Versionen irgendwo gespeichert ... Ich könnte also, wenn ich wollte ... gerade will ich aber nicht ...) Ich habe also weiter gemacht, mir das nächste Stück genommen und unermüdlich gearbeitet. Ich habe etwas getan, bei dem ich keinen Fortschritt gesehen habe. Auch Seite eins von einhundertsiebenundsechzig ist nichts. Zumindest gefühlt. Ein Maler sieht auf einen Blick, wie das Bild mit einem Strich, den er ergänzt oder wegradiert, sich verändert. Ein Manuskript ist in diesem Punkt wirklich undankbar.

 

Mir hilft bisweilen eine Tabelle und sie nimmt - zumindest vorerst - den großen Leidensdruck. So habe ich - wenigstens grafisch dargestellt - den Beweis, dass ich weiterkomme. Auch wenn sich an der Geschichte nichts kaum etwas ändert. Minimal. Vielleicht die Seiten- oder die Wortzahl, aber doch im Prinzip nichts, was man sehen kann.

Der Glaube daran, dass ich es irgendwann schaffen kann, hat zwar eine ungeheure Kraft, aber auch eine Halbwertszeit. Potenziell zur Dauer der Bearbeitung der Geschichte nimmt sie ab. Als Autor bist du am Anfang vielleicht noch euphorisch, weil du die zig tausend Wörter so schnell, vielleicht in einem Schreibmonat getippt hast, und nun ändert sich kein Fitzelchen an der Geschichte. Nichts, was sich in Zahlen messen lässt ... Nur die Zeit, die du investierst.

 

Manchmal sind es die unscheinbaren Dinge, die die größte Wirkung haben. Der Wille, am Ball zu bleiben, ist groß, wenn man eben Fortschritte sehen kann. Fehlen diese, verstrickt man sich in Selbstzweifeln. Blicke auf andere lassen einen vielleicht fragen, wie schaffen die das, einen Roman nach dem anderen zu veröffentlichen? Die müssen doch auch überarbeiten? Warum krieg ich das nicht hin? Und vor allem: Warum nicht so schnell?

 

Glaub mir: Du kriegst das hin.

 

Warum ich das weiß?

 

Weil ich das auch hinkriege. Ich eire hier schon seit Jahren und Monaten rum, doch letzte Woche, da habe ich eine Geschichte überarbeitet. Genau so, wie ich es auch bei meinem Roman geplant habe. Und soll ich dir was sagen? Es fiel mir leicht. Ich wusste, was ich zu tun hatte. Es tat so gut, ein "schnelles" Ergebnis zu sehen. Eine kleine, kompakte Geschichte zu überblicken, ist natürlich leichter. Sie ist kein so großes Monstrum.

 

Eigentlich will ich ja keine Kurzgeschichten schreiben. Ich sage mir immer, ich brauche Platz, um zu erzählen. Doch die Energie, die mir diese Geschichte gegeben hat, diese Motivation, der Gedanke daran, dass ich tatsächlich überarbeiten kann, ist unglaublich. Daher bin ich froh, dass es nur eine Kurzgeschichte geworden ist - eine die ich sehr mag noch dazu. Ich bin stolz darauf. Und ich weiß jetzt, dass die letzten Monate und Jahre nicht umsonst waren. Dass ich viel gelernt habe in dieser Zeit. Und dass der stete Tropfen wirklich den Stein höhlt.

 

Daran habe ich immer geglaubt, aber kein Glaube ohne gelegentliche Zweifel. Zweifel gehören dazu, das bringt es mit sich, wenn man unsichtbar, sozusagen an einem Luftschloss baut, umso überwältigender ist es aber, wenn man sieht, was man geschaffen hat. Wenn man die kleinen Veränderungen bemerken kann, wenn man gewillt ist, darauf zu achten - nicht sie zu erzwingen oder zu provozieren -, sondern sie einfach nur entgegennimmt, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

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