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Wer bin ich wirklich? Und warum bin ich manchmal jemand ganz anderes?

Es ist dunkel draußen. Und auch drinnen. Eigentlich sollte ich schlafen, denn morgen muss ich wieder aufstehen. Der Tag wartet und mit ihm auch einiges an Arbeit. Nicht nur der Brotjob, auch mein Autorenleben braucht Aufmerksamkeit. Und meine Beziehung und der Alltag. Und doch liege ich hier in meinem Bett. Gebe mich meinen Gedanken hin und lasse die Wut in mir aufkommen. Tränen rinnen aus meinen Augen. Die Gedanken kreisen in meinem Kopf. Sie machen mich wütend. Immer weiter steigere ich mich hinein. Bis ich schließlich aufstehe, mich selbst dafür hasse, dass ich so bin. Tausend Gründe finde, meinen Partner zu hassen. Einfach alles. Die Wut ist so groß darüber, dass er seelenruhig neben mir liegen kann und ich mir die Augen aus dem Kopf heule und er nichts merkt. Meine Gedanken und Gefühle scheinen so berechtigt, dass ich sie nicht in Frage stelle. Mein Ego siegt und hört doch die leise, zweifelnde Stimme, ob ich nicht wieder übertreibe. Nein, brüllt meine Wut mir entgegen. Ich will das aber so, wie ich es mir vorstelle. Am liebsten jetzt und sofort. Und gleichzeitig keimt wieder der Hass in mir auf, weil es genau das ist, was ich doch eigentlich nicht möchte. Menschen verbiegen, damit sie mir das geben, was ich brauche. Aber gleichzeitig ist mir bewusst, dass ich anderen auch nicht immer genau das geben kann, was sie brauchen. Ein Dilemma. Und so gebe ich mich den elenden Gedanken hin, weiß nicht vor und nicht zurück – nur, dass es so nicht weitergehen kann.

Die Beschreibung dieser Nacht ist eine Zusammenfassung einiger Nächte. Allesamt ziemlich schlimm für mich, weil in etwa alle Gefühle auf einmal auf mich eingeprasselt sind. Ich dachte, ich bin so. Manchmal eben aufbrausend, manchmal verschmust. Manchmal will ich niemanden um mich haben, manchmal kann man mir einfach nichts recht machen. Bis ich begann, mich ein bisschen besser zu verstehen.

Ich weiß nicht genau, wann es angefangen hat. Ein wenig bewusster lebe ich, seit ich kein Fleisch mehr esse und mich mit einer veganer Ernährung beschäftige. Mir begegnen immer neue Denkansätze, die ich inspirierend finde. Ich probiere Dinge aus und experimentiere.

Nach meiner letzten Beziehung habe ich die Pille abgesetzt, ganz bewusst, denn ich habe mir Sorgen gemacht. Sorgen um meinen Körper, weil ich glaubte, dass mit mir etwas passiert, was ganz und gar nicht normal ist. Meine Periode wurde immer schwächer, bis sie fast nicht mehr existent war nur noch drei Tage andauerte – von einer Blutung konnte man am Ende jedoch nicht mehr sprechen. Wohlmöglich liegt darin der Anfang. Seitdem spüre ich stetig die Veränderungen, die mein Körper durchmacht. Zum Beispiel fühle ich manchmal meinen Eisprung und auch meine Blutung ist wieder stärker geworden. Beides genieße ich sehr und fühle mich dadurch so sehr als Frau wie lange nicht – wenn ich es überhaupt tat. Auch diese neue Sache mit den wirklich heftigen Gefühlsausbrüchen – vielleicht ist es PMS, das ich vorher nie so kannte (oder wahrgenommen habe), vielleicht liegt es auch nur an der dunklen Jahreszeit (die das ganze verstärkt). Als mir aber klar wurde, dass das doch irgendwie mit meinem Zyklus zusammenhängen zu scheint, beschloss ich, etwas dagegen zu tun, denn einen temporären Auszug meines Liebsten wollte ich auf keinen Fall riskieren. Irrwitzigerweise benehme ich mich in den zwei drei Tagen so, dass wirklich keiner in meiner Nähe sein möchte und dennoch habe ich so ein unglaubliches Bedürfnis nach Nähe, dass es mich auffrisst.

Nachdem das mit dem "ich weiß ja ungefähr, wann es bei mir abgeht, dann kann ich schon irgendwie entgegensteuern" nicht geklappt hat, habe ich vor so ziemlich genau vier Wochen angefangen, Tagebuch zu schreiben. Jetzt nicht so nach dem Motto "Liebes Tagebuch ...", aber ich habe relativ ernsthaft und regelmäßig einige Dinge festgehalten.

Außerdem habe ich – aufmerksam geworden durch diese Podcast-Folge (ab ca. einer Stunde) – angefangen, auf mein Energielevel im Verlauf meines Zyklus zu achten. Auch da war mir schon aufgefallen, dass ich an Tag zwei total kraftlos bin – allerdings scheint das nicht jedes Mal so zu sein 🤔 Genau deswegen notiere ich mir sowas jetzt. Dadurch, dass ich mir immer den genauen Tag notiere, achte ich auch viel mehr darauf, in welcher Phase ich gerade stecke. Außerdem schreibe ich mir kleinere Wehwehchen dazu und ob sich auch mein Essverhalten im Verlauf der Wochen ändert. Eine sehr spannende Sache.

Nun liege ich wieder nachts wach in meinem Bett (es ist 02:51 am Freitag morgen) und auch gestern bin ich erst gegen halb zwei eingeschlafen, dennoch merke ich schon zwei Dinge, die sich positiv verändert haben. Gestern Nacht, an Tag 28 und potenziellem PMS-Alarm-Tag, habe ich mich wieder für einen Moment von doofen Gedanken übermannen lassen, allerdings konnte ich sie abwenden. Anders als beim letzten Mal schrieb ich meinem Liebsten keine WhatsApp-Nachricht mit Vorwürfen, sondern mit Liebesbekundungen. Tatsächlich funktionierte es. Meine Gedanken gaben Ruhe und mit leichter Musik auf den Ohren fand ich in den Schlaf und wachte ohne verquollene Augen am morgen wieder auf.

Heute Nacht schreibe ich diesen Blogartitel und berichte euch von diesem (weiteren) Projekt und werde dann danach hoffentlich schlafen können.

Für die nächsten Monate möchte ich mir einen Tracker basteln, um verschiedene Dinge noch besser beobachten und einordnen zu können, und natürlich werde ich euch davon berichten 🤗

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