Ein Ruck geht durch die Buchwelt?

Das Jahr 2016 ist noch jung, aber schon jetzt beginnt es zu brodeln.

 

Da haben wir auf der einen Seite Verlage, die in einem Monat mehr Bücher veröffentlichen, als ich sie lesen könnte. Deswegen wird sortiert, welche Bücher ich interessant finde. Das sind schon weniger. Immer noch mehr Bücher, als ich in einem Monat lesen könnte, und manchmal auch weniger. Sie vergeben Rezensionsexemplare - und als Blogger willst du sie auch nicht lange warten lassen. Du hast ein Pflichtbewusstsein ihnen gegenüber. Und dafür werden Blogger dann verurteilt: Könnte ja sein, dass es nicht ihre eigene Meinung ist.

 

Da haben wir Selfpublisher, die täglich scheinbar aus dem Boden sprießen. Immer mehr Bücher werden jeden Tag veröffentlicht. Wer soll denn das alles lesen? Trotzdem gibt es Autoren, die ihre Chancen nutzen. Das ist auch richtig so, schließlich wollen sie irgendwann einmal ihr Hobby zum Beruf machen, um sich einen Traum zu erfüllen, um ihr "Hobby" vor anderen Leuten zu rechtfertigen, um ernst genommen zu werden, um glücklich zu sein.

 

Da haben wir Buchblogger und Booktuber, die immer die neusten Bücher besprechen. Durch Verlage und Autoren inspiriert, genau ihre Bücher vorzustellen - vielleicht ist es die eigene Meinung, vielleicht nicht. Sie bekommen Rezensionsexemplare oder sind selbst auf der Jagd nach Schnäppchen. Es ist (größtenteils) ein Hobby für sie, dass gern genutzt wird: von Verlagen und Autoren und auch von Lesern oder Zuschauern. Diese sind einfach interessiert an der Meinung der Blogger zu Büchern.

Scheinbar wird es immer mehr, immer neuer. Immer höher wird der SuB.

 

Und da gibt es die andere Seite. Blogger, die dazu aufrufen, ältere Bücher zu lesen. Bücher zu lesen, die man schon lange im Regal stehen hat. Menschen, die auch alte Bücher nicht vergessen. Eben weil auch sie es wert sind, gelesen zu werden.

Blogger und Booktuber, die versuchen ihren SuB abzubauen, weniger Bücher ungelesen im Regal stehen zu haben. Jeder Buchliebhaber kennt diesen wehleidigen Schmerz in der Brust, immer mehr Geschichten konsumieren zu wollen: das Regal zu Hause so voll, die Buchhandlungen so verlockend bestückt und die Bibliotheken so reizvoll ausgestattet.

 

Und irgendwann kollabiert das Ganze.

 

Ein Auslöser dieses Video (Leider nicht mehr verfügbar)

 

Es ist völlig normal, dass Menschen, die sich in der Öffentlichkeit präsentieren, angeprangert werden - oder auch nicht. Es ist mutig von ihnen - finde ich -, wenn sie ihre Ziele öffentlich bekannt geben. Doch dann beleidigt zu werden, wenn sie es nicht erreichen? Es ist doch scheißegal, ob es ums Abnehmen oder einen hohen SuB geht.

 

Wenn man ein Vorhaben hat, dann reicht es nicht, sich und anderen das zu sagen. Es ist ein Anfang, aber es muss erst einmal klick machen. Das geht bei einigen schneller, bei anderen langsamer. Aber es ist eine höchst private Angelegenheit, die dennoch gern mit anderen geteilt wird, um sich und andere zu motivieren.

 

Sicher hat man eine gewisse Verantwortung, wenn man etwas ins Internet stellt, aber man kann doch nicht für alle Dinge, die daraus resultieren, für andere, für Menschen, die man nicht einmal kennt, die Verantwortung für deren Verhalten übernehmen. Besonders bei Kindern und Jugendlichen liegt da die Verantwortung meiner Meinung nach ganz klar bei den Eltern.

Ich gebe zu: Seit ich angefangen habe, über Bücher zu bloggen, gab es Monate, in denen auch ich im Kaufrausch war. Mir hat es Spaß gemacht, in Buchläden zu stöbern. Auch mein SuB ist gewachsen ...

 

Aber auch ich habe angefangen, mein Handeln zu reflektieren. Darüber nachzudenken, was eigentlich passiert ist. Da hilft es doch nichts, wenn andere mit dem Finger auf mich zeigen und sagen "Siehst du! Du hast dein Leben nicht im Griff!"

 

Wenn die Menschen sich endlich mal um sich selbst kümmern würden, dann wären viele Probleme vielleicht gar nicht mehr da.

Immer sind die anderen Schuld, wenn man etwas nicht auf die Reihe krieg - und da ist es egal, ob es um einen grünen Lebensstil, Bücher kaufen oder abnehmen geht.

 

Den Spruch mit der eigenen Nase sollte jeder kennen.

 

Werdet euch darüber bewusst, dass Verlage auf Blogger angewiesen sind, die die neusten, noch nicht einmal erschienen Bücher lesen und dann rezensieren. Werdet euch darüber bewusst, dass Leser die neusten Meinungen zu den neusten Neuerscheinungen haben wollen, damit sie wissen, ob sie sich das Buch kaufen wollen oder nicht.

 

Viele Blogger kapitulieren davor mittlerweile. Sie wollen sich diesem Stress nicht mehr aussetzen, denn für die meisten ist es auch einfach nur das: ein Hobby.

 

Und so lange es Wühltische mit verstümmelten, reduzierten Büchern gibt, weil Verlage einen Überschuss produzieren und die Bücher wegen der Buchpreisbindung (dennoch: Buchpreisbindung ist gut!!) anders nicht loswerden, wird es Bibliophile dort hinziehen und sie werden die Bücher kaufen, denn sie wissen: Alles was dort übrig bleibt, wird geschreddert.

 

Oh, macht jetzt vielleicht der eine oder andere. Umwelttechnisch ist das gar nicht cool. Da lobe ich mir doch das "Book on Demand"-Verfahren. Ein Buch wird bestellt, ein Buch wird gedruckt.

 

Ja, das war dann wohl mein Wort zum Sonntag. Lasst die Leute leben und lebt euer eigenes Leben!


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