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[Gedanken zu ...] Stress | Wie schaffst du das nur alles?

Bloggen, schreiben, Musik machen, in einer Band spielen, schlafen, Bücher veröffentlichen, als Chefredakteurin das Schreibmeer am Laufen halten, für Freunde da sein, lesen, mich selbst so intensiv wie möglich in die verschiedensten Wissensgebiete einarbeiten, professionell texten, das Writers' Inn und darin die verschiedenen Schreibmonate managen, Buchmessen besuchen, das Studium erfolgreich beenden, Social Media, vloggen, hin und wieder eine Serie suchten ... und dann habe ich tatsächlich noch ein Eckchen Privatleben, das sich in einigen Bereichen natürlich mit oben genannten Dingen überschneidet.

Zur Veröffentlichung meines Blogging Guides wurde ich in einem Interview von der lieben Myna Kaltschnee gefragt, wie ich das alles unter einen Hut bekomme. Sie bezog sich allerdings "nur" auf das Schreiben, Bloggen, das Schreibmeer, Writers' Inn und mein Studentenleben.

 

Meine Antwort war, dass ich an all diesen Dingen unglaublich viel Spaß habe und eben gewisse Ziele habe, die ich erreichen möchte. Dennoch habe ich damals wirklich sehr viel gemacht (wie jetzt auch noch) und mich rückblickend betrachtet im letzten Jahr ziemlich überarbeitet. Mehrere Projekte parallel laufen zu haben, ist anstrengend genug. Hatte ich mal ein bisschen Zeit, dann füllte diese sich fast von selbst aus. Ich denke, ich kann es als Luxus bezeichnen, dass ich im letzten Jahr sehr viel Zeit hatte, was verschiedene Gründe hatte. Mit viel Enthusiasmus stürzte ich mich auf jede neue Idee und jedes neue Projekt, das daher kam. Vor allem mit meinen Schreibprojekten überforderte ich mich mehr als einmal selbst.

 

Natürlich klingt es doof, wenn ich sage, dass ich mit zwei Veröffentlichungen immer noch keine Ahnung vom Überarbeiten habe. Mit Sachbüchern ist das etwas anderes, verteidige ich mich immer. Für mich ist es das auch noch, doch dadurch, dass ich nicht wirklich einen Plan und nur Allgemeinplätze hatte, machte es die Sache nicht einfacher. Ich plante, innerhalb einer bestimmten Zeit mit dem Überarbeiten fertig zu sein, war dann enttäuscht, weil ich es nicht schaffte, hatte es aber nicht einmal angefangen. Leichter fällt es mir, neue Dinge zu schreiben, davon wusste ich ja, wie es geht. Aber auch hier gab es einen gewissen Druck. Ich versuchte, das Überarbeiten "einfacher" zu machen, indem ich anfing, meine neuen Projekte zu planen. Das funktioniert für mich gar nicht, wenn es um Schreibprojekte geht. Diese Erfahrung habe ich aus 2016 auch mitgenommen.

 

Obwohl ich also im letzten Jahr sehr, sehr viel erreicht habe, wie ich in meinem Jahresrückblick festgestellt habe, fühlte ich mich sehr unproduktiv. Ich arbeitete den ganzen Tag an verschiedenen Projekten, machte nur Pausen zum Schlafen und (nicht immer) zum Essen, und kam doch irgendwie nicht voran. Statt endlich Jugendbücher zu veröffentlichen, was ich eigentlich wollte, schrieb ich an einem Sachbuch und veröffentlichte eben das. Es war einfach, ging schnell und die Nachfrage war da.

Natürlich bereue ich es nicht, aber jedesmal mit einem wehleidigen "ja, ich habe schon veröffentlicht, zwei Ratgeber für Autoren, aber eigentlich ..." fühlte ich mich mies. Ich kann nicht wirklich zu dem stehen, was ich erreicht habe, weil ich ja eigentlich was ganz anderes will. Mein Ziel ist ganz woanders, der Blogging Guide und die 30 Tage Schreibchallenge sind Herzensprojekte, die ich nicht missen möchte, und doch sehe ich mich als Jugendbuchautorin. Das nagt an mir, an meinem Selbstbewusstsein, an dem, was ich von mir erwarte ... Weil es nicht mein eigentliches Ziel ist.

 

Kurzum, die letzten Wochen waren begleitet von diesem Gefühl. Ich will nicht mehr dieses "aber eigentlich". Ich will, ja, vielleicht ein bisschen angeben, mit dem, was ich so veranstalte, und aufrecht dazu stehen können. Ohne ein doofes Gefühl. Daher habe ich aufgeräumt, mit dem, was ich mache. Habe meine Projekte sortiert, Aufgaben abgegeben und Dinge hinter mir gelassen, die ich gerne mache(n würde), welche mir jedoch Zeit und Kraft rauben. Ich möchte Dinge tun, die mich weiter, mich meinem Ziel näher bringen.

 

Wenn es auch keine richtigen Neujahrsvorsätze sind, weil ich sie schon im letzten Jahr gefasst habe und auch dabei bin, sie umzusetzen, kann man sie eigentlich auf jedes einzelne der "kleinen" Ziele, die ich im Hinterkopf für dieses Jahr habe, übertragen:

Chillout!

 

und

 

Was mich weiterbringt, bringt mich weiter

 

So stehen sie an meinem Whiteboard - nicht super intelligent formuliert, ich weiß, doch für mich genau das, was ich in meinem Leben möchte. Ich möchte wieder mehr auf mich achten, mich nicht mehr mit Dingen überarbeiten, die mich nicht weiterbringen. Zeit zum Runterkommen, mir auch mal etwas gönnen, um mehr Energie für meine (trotzdem noch) zahlreichen Projekte zu haben.

 

Und ich möchte nur noch Dinge tun, die mich weiterbringen - in welcher Form auch immer. Zu sehr habe ich mich in den letzten Jahren an Dingen aufgehängt und mich verzettelt. Ich wollte zu viel und habe zu kompliziert gedacht (das werde ich wohl nie in den Griff kriegen, aber ich kann versuchen, damit zu leben). In meinem Leben möchte ich nur noch Dingen/Menschen/Projekten einen Platz geben, die es auch wert sind, welche mich weiterbringen, welche mir gut tun.

 

Damit bedingen sich beide Vorsätze und verschmelzen auch ein wenig miteinander.

Vielleicht schaffe ich damit - und auch aus privaten Gründen - nicht ganz so viel wie im letzten Jahr, aber dafür Dinge, die mir wirklich wichtig sind und mich meinem großen Ziel ein Stück näher bringen. Außerdem habe ich wieder mehr wirkliche Freizeit, in der ich zum Beispiel lesen kann, denn das ist mir im letzten Jahr eindeutig viel zu kurz gekommen.

 

Um die Frage "Wie schaffst du das nur alles?" zu beantworten: Gar nicht. Jedenfalls langfristig gesehen nicht auf eine Art, die mir gut tut.

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