[Buchgedanken] Die letzten Tage von Rabbit Hayes: Anna McPartlin

"Erst wenn das Schlimmste eintritt, weißt du, wer dich liebt.

Stell dir vor, du hast nur noch neun Tage. Neun Tage, um über die Flüche deiner Mutter zu lachen. Um die Hand deines Vaters zu halten (wenn er dich lässt). Und deiner Schwester durch ihr Familienchaos zu helfen. Um deinem Bruder den Weg zurück in die Familie zu bahnen. Nur neun Tage, um Abschied zu nehmen von deiner Tochter, die noch nicht weiß, dass du nun gehen wirst ..."

Deutsche Erstausgabe, 2015

Umfang: 464 Seiten

ISBN: 978-3-499-26922-6

Verlag: rororo

 

Meine Gedanken [sollen niemanden verletzen oder trösten – es sind einzig nur meine Gedanken. Heute. Morgen können sie schon wieder ganz anders sein.]

 

Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, denn Leben heißt atmen, essen und trinken. In der Schule habe ich gelernt, dass Energie nicht verloren geht. Ich habe es nie so bezeichnet, aber ich glaube, dass ist es, an was ich glaube. In gewisser Weise ist es unheimlich zu glauben, dass dort oben jemand auf einer Wolke sitzt und zu dir herunter schaut – besonders in den intimen Momenten des Lebens.

 

Warum sollte jemand dieses Recht bekommen, nachdem er stirbt. Die Leute, auch wenn es seine Liebsten sind, praktisch auszuspionieren. Deswegen glaube ich nicht daran. Ob man den Tod bewusst wahrnehmen kann, das weiß ich nicht, aber das, was einen Menschen ausmacht geht nicht verloren. Die Energie, die ihn ausmachte, die Liebe und die Leidenschaft – nennt es Seele, meinetwegen. Und sie ist um uns herum, überall. Sie sieht nicht, sie hört nicht, sie urteilt nicht, sie spricht nicht. Aber sie ist da.

 

Ich fühle mich nicht verlassen, habe ich nie und werde ich nicht, auch wenn der wichtigste Mensch in meinem Leben nicht mehr bei mir ist. Er ist nicht weg. Nur anders eben.

 

Im Moment finden viele Bücher zu mir, die sich mit dem Tod beschäftigen. Dieses Buch gibt mir so viel Hoffnung und glauben an mich selbst. Wenn ich weiß, dass ich sterbe, dann möchte ich wie Rabbit sein. Ich möchte lachen und auch lachen dürfen. Ich möchte Spaß haben, so gut es geht und keine Angst. Denn wenn man es genau nimmt, ist das Leben doch ein scheinbar ewiges Warten auf den Tod. Ist es nicht so? Allen graust davor. Sie verdrängen es. Und dann ist es da und man wird ohnmächtig. Man ist ohne Macht, kann nicht beeinflussen, was kommt. Ist hilflos.

 

Vielen Hilft der Glauben dabei, das was passieren wird zu verstehen. Rabbit nicht. Sie glaubt nicht an Gott. Und ich auch nicht. Wie gesagt, ein Mann auf einer Wolke sitzend über die Guten und die Bösen entscheiden. Nein, das kann ich nicht glauben. Denn was ist schon gut oder böse? Sollte man sein Leben lang nur sittsam leben, weil man Angst hat, vor dem Tod und was danach kommt? Angst, ewig in der Hölle zu schmoren?

 

Das ist nicht fair. Ich bin hier auf der Erde, was danach kommt weiß ich nicht. Und ich möchte jeden Tag genießen. Denn

Was auch passiert, ich werde leben, als ob ich nicht sterben müsste, weil es heute nicht so ist. (Rabbit Hayes)

Dieses Buch hat mich zutiefst und mit den letzten Worten auch zu Tränen gerührt. Wenn es so ist – was ich glaube -, dass Bücher heilen können, dann gehört dieses sicher dazu. Mir hat es geholfen, mehr zu sehen. Auch wenn es nicht schön ist, einen Menschen zu verlieren – heute formuliere ich es das erste Mal auch für mich. Man verliert einen Menschen nicht durch den Tod. Die Erinnerung ist da. Die Liebe ist da. Das Gefühl ist da, dass man nicht allein ist. Gut, vielleicht kann man nicht mehr miteinander sprechen – wie sollte man auch, wenn dem anderen kein Körper mehr zur Verfügung steht ;)

 

Und wenn mir jetzt einer kommt: Energie, was für ein Scheiß! Dann sage ich, es ist nur ein Wort für etwas, dass ich selbst nicht beschreiben kann. Ich kann daran glauben, mich tröstet es. Und mal andersherum gedacht, wenn ein Kind geboren wird, woher kommt seine Energie? Von den Eltern, ja vielleicht, aber haben diese dann automatisch weniger?

 

Angst. Auch ein großes Thema. Einmal die Angst vor dem Tod, wenn man selbst stirbt. Es ist vielleicht nur die Ungewissheit vor dem, was kommt. Menschen, die eine Nahtoderfahrung erlebt haben, die haben keine Angst mehr vor dem Tod (jedenfalls wüsste ich nicht, dass ich davon gehört hätte). Etwas falsch machen kann man auch nicht.

 

Für diejenigen, die zurück bleiben, ist es hart. Doch die machen sich doch auch das Leben gegenseitig selbst zur Hölle. Da gibt es Erwartungen, Dinge, die man tun soll oder eben nicht. Warum? Wie lange darf ein Mensch trauern? So lange er es braucht!

Ich bin auch noch nicht fertig. Wahrscheinlich greife ich deswegen zu diesen Büchern. Es ist (mittlerweile) viele Jahre her. Der Schmerz bleibt immer derselbe. Egal, was die Zeit macht, er bleibt. Man gewöhnt sich nur daran. Weiß, wie man damit umgehen kann. Versucht, die Dinge anders zu sehen. Der Schmerz verblasst, aber wenn man sich darauf konzentriert, ist er da. Wie am ersten Tag. 

 

Fazit: ❤❤❤❤❤/❤❤❤❤❤

Genau genommen sind es nicht ganz vier Herzchen, da ich am Anfang mit den vielen Figuren Schwierigkeiten hatte. Dennoch ist dieses Buch für alle, die sich an so ein Thema wagen wollen, eine absolute Empfehlung ;)

Buchprojekte

Beiträge zu meinen Schreibprojekten

Autorenalltag

Beiträge zu meinem Autorenalltag

Für Autor*innen

Beiträge für Autor*innen


Kommentar schreiben

Kommentare: 0