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Wenn die Buchpreisbindung Verschenkungen und Gewinnspiele verbieten würde ...

Mir scheint, es reiht sich in diesem Jahr ein Skandal an den anderen.

 

Ich kann gar nicht so schnell tippen, wie eine neue Diskussion entflammt.

 

Aber der Reihe nach. Jetzt soll es um Amazon gehen. Und um einen Verlag: Bastei Lübbe. Wer nicht weiß, was ich meine, kann mal hier (Beitrag leider nicht mehr verfügbar) gucken oder hier.

 

Buchpreisbindung. Das bedeutet, dass ein Buch überall gleich viel kosten muss. Es sei denn, es handelt sich um eine Pint- und eine eBook-Ausgabe, die dürfen unterschiedlich viel kosten (zum Buchpreisbindungsgesetz).

 

Buchpreisbindung verhindert also, dass ein Buch günstiger angeboten wird, während andere Anbieter den "normalen" Preis dafür verlangen. Das ist gut für den Leser und auch gut für Autoren und Verlage:

 

"Um Preisdumping zu vermeiden und die Vielfalt des Marktes zu garantieren, müssen sich alle Händler an den festgelegten Verkaufspreis halten." (Quelle: Zeit.de)Nun ist es aber so, dass durch den Skandal ein Buch, das der Buchpreisbindung unterliegt, kostenlos für ein begrenztes Publikum angeboten wurde. Das fand der Verein eBuch nicht so toll.

 

Aber, ein Buch zu verschenken oder zu verlosen verbietet das Buchpreisbindungsgesetz nicht. (Nachzulesen zum Beispiel bei der Selfpublisherbibel.)

 

Also alles rechtens? Ja. Auch der Selfpublishing-Papst Matthias Matting äußerte sich gestern (26.01.2016) dazu in der Selfpublishing-Gruppe auf Facebook.

 

Angeregt durch einen Blogbeitrag, den ich gestern gelesen habe, möchte ich die ganze Geschiche einfach mal weiterspinnen.

Angenommen Verschenkungen und Gewinnspiele würden durch diesen Vorfall verboten, dann könnten Verlage und Autoren auch keine Rezensionsexemplare mehr herausgeben, wie hier auch angeführt wird. Plötzlich würde das wahrscheinlich größte wirksame Marketinginstrument der Verlage wegfallen: Buchblogger/Booktuber - und damit auch die gefakten Rezensionen, die es (leider) zweifelsohne gibt.

 

Was passiert dann?

 

Nachdem einige Buchblogger und Booktuber, die nur der Reziexemplare wegen mit dem Buchbloggen/-vloggen angefangen haben, von der Bildfläche verschwunden sind, bleiben die Blogger übrig, die ihre Bücher kaufen und rezensieren und das schon immer. Die Verlage können nur noch durch Verlagsvorschauen und ähnliche Mittel werben, können sich aber nicht darauf verlassen, dass die Bücher gekauft und rezensiert werden.

 

Die Verlegerin Ute Nöth bringt es hier (Beitrag leider nicht mehr verfügbar) auf den Punkt: "Wenn eine Bloggerin oder ein Blogger schreibt „Lest das, das ist toll!“, dann kann das viel unmittelbarer und vermutlich auch überzeugender sein, als eine Besprechung in einem Magazin."

 

Verlagen würde also eine wichtige Möglichkeit fehlen, um Bücher an den Leser zu bringen.

 

Wie sieht es jetzt aber bei den Selfpublishern aus? Sie sind noch viel mehr auf Lesermeinungen und Rezensionen angewiesen. Die Sichtbarkeit ist um ein Vielfaches eingeschränkter, als bei einem Verlag. Auch für SPler würden Verlosungen, Verschenkungen oder das Vergeben von Rezensionsexemplaren als Marketingmaßnahme wegfallen.

 

Dennoch sehe ich genau hier einen kleinen Lichtblick: Verlage vermarkten Bücher, Selfpublisher vermarkten in erster Linie sich selbst (zumindest sollten sie das, denn wer Interesse an einer Person hat, interessiert sich auch dafür, was diese macht).

Aus diesem Worst Case Szenario könnten Selfpublisher meiner Meinung nach also noch etwas Gutes für sich mitnehmen, auch wenn hier der Anfang wieder sehr schwer werden wird. Wer jedoch Personal Branding betreibt, wie die liebe Madita im Schreibmeer ausführt, der nutz das Potenzial modernen Marketings voll aus.

 

Wie sich in der Vergangenheit vielfach gezeigt hat, sind Selfpublisher flexibler und müssen seit jeher mit viel Kreativität agieren, während der Großteil der Verlage noch in alten Mustern steckt und steckenbleiben will.

 

Wahrscheinlich würde aber auch hier im Gesamten wieder der Internetgigant punkten, denn - geben wir es mal ehrlich zu - jede Leseratte ist gern auf der Jagd nach günstigen Büchern. Wenn es nicht die verstümmelten Bücher (die Überschusse der Verlage) auf den Wühltischen sind, dann eben preisreduzierte Mängelexemplare oder gebrauchte Bücher aus dem Onlinehandel.


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