[Buchgedanken] Warum die Sache schiefgeht - Wie Egoisten, Hohlköpfe und Psychopahen uns um die Zukunft bringen: Karen Duve

"Ohne Frage: Wir stehen näher am globalen Kollaps als die meisten glauben. Weiteres Wirtschaftswachstum wird in den nächsten Jahren vielleicht noch zu mehr Wohlstand führen, längerfristig aber nur zu mehr Müll, mehr Hunger, mehr Tornados, mehr Dürrekatastrophen und mehr Überschwemmungen. Sehr viel mehr Überschwemmungen.

Überleben ODER Beibehaltung des jetzigen Lebensstils – das ist der Entscheidungsradius, in dem wir uns bewegen. Schade nur, dass in Politik und Wirtschaft immer noch meist diejenigen das Sagen haben, die am allerwenigsten dazu geeignet sind. In ihre Positionen sind sie gekommen, weil sie Eigenschaften besitzen, die sich bei genauerer Betrachtung auch für eine Verbrecherlauf bahn eignen: Knallhartes Durchsetzungsvermögen, Risikobereitschaft, Selbstvertrauen und unbegrenzte Einsatzbereitschaft. Nette, verantwortungsvolle und sozial funktionierende Menschen schaffen es meist gar nicht erst bis in die Führungsetagen. Das ist ein Problem.

Solange der technische Fortschritt und das Bankenwesen bloß ein überschaubares Maß an destruktiven Möglichkeiten boten, war es ein überschaubares Problem. In Zeiten von Klimawandel, Artensterben, Atombomben, Überbevölkerung, multiresistenten Keimen und unregulierten Finanzmärkten ist es eine Katastrophe.

Karen Duve haut auf den Tisch und ihrem Leser die Fakten um die Ohren, die nicht nur zeigen, wie viel mehr in der hunderttausendjährigen Menschheitsgeschichte drin gewesen wäre, sondern auch, dass kurz vor zwölf endlich mal die anderen dran sein sollten."

Umfang: 192 Seiten

ISBN: 978-3-86971-100-3

Verlag: Galiani Berlin

 

Zu diesem Buch gegriffen habe ich, weil ich Anständig essen von ihr bereits gelesen habe und sehr gut fand. Es hat mir viel Stoff zum Nachdenken gegeben, wie auch Warum die Sache schief geht. Es ist immer wieder faszinierend, auf Wahrheiten gestoßen zu werden, die man selbst gerne ignoriert, oder die gar nicht an einen selbst herangetragen werden. Wie mir immer wieder der Satz einfällt, den ich auch in einer meiner Hausarbeiten geschrieben habe “Der Mensch ist ein Meister im Verdrängen.” Leider ist es wirklich so … So wie wir leben erscheint es uns normal, doch kann es auch anders gehen. Vielleicht schreibt Frau Duve hier ein bisschen zu extrem, wie schlimm es um unsere Welt steht – vielleicht auch nicht. Müssen wir einfach nur wachgerüttelt werden, um alles Schlimme zu verhindern? Doch wachen auch genug Menschen auf, wenn sich doch die meisten gar nicht um die Zukunft ihrer eigenen Kinder und der Welt scheren? 

 

Ich bin selbst überzeugt davon, dass es nicht ewig weiter gut gehen kann – obwohl … Kann man das, was gerade auf der Welt passiert eigentlich als “gut gehen” bezeichnen, nur weil bei uns noch nichts ankommt? Wer ein wenig die Augen öffnet und sich anschaut, wie respektlos wir mit unseren Mitbewohnern, den Tieren auf dieser Welt und auch Pflanzen umgehen, wie wir Essen einfach nur in uns hinein stopfen, um fett und glücklich (?) zu werden, wie verantwortungslos wir mit Rohstoffen umgehen, die nicht mehr nachwachsen … Die Erde wird vielleicht bald nur noch eine leere Hülle sein, wenn wir ihr immer mehr Rohstoffe abzapfen und ihr nichts zurück geben. Ist das wirklich so gesund? Die Dimensionen sind teilweise zu riesig, damit wir verstehen und sehen können. Was uns nicht berührt, interessiert uns nicht. Wir wollen mehr, wir wollen, dass es uns gut geht, wir wollen unseren Sonntagsbraten … Doch wer denkt daran, dass dafür ein Tier gestorben ist, dass nur einen Bruchteil unseres eigenen Lebens auf der Welt war und viel schwerer, als es in dem Alter sein dürfte, vollgepumpt mit Medikamenten, nur um zu verhindern, dass Krankheiten ausbrechen …

 

Es macht mich jedes Mal so wütend, wenn ich fett gefütterte Hunde über die Straße laufen sehe – nicht mal auf unseren besten Freund geben wir Acht!! Menschen wollen nur das beste vom Tier – Ein ganzes Tier, ein Lebewesen muss sterben, nur weil wir eine zarte Hühnerbrust essen wollen. Was ist mit dem Rest? Früher hatten die Menschen noch mehr Respekt, wenn sie das Tier kannten, das da für sie starb, nutzten jedes Fitzelchen … Und heute, befördert man die männlichen Hühnerküken auf Förderbändern, tötet sie und zermahlt sie um womöglich andere Tiere – vielleicht sogar Kühe(!!! Die weiß Gott keine Fleischfresser sind!!!) zu füttern. Kein Mensch ist sich bewusst, dass diese Tiere, die auf unseren Tellern erst Teenager und Babys sind. Alles geht viel zu schnell, aber ich will hier nicht missionieren, das bringt nichts. Und diejenigen, bei denen das, was ich schreibe ankommt, die wissen, wovon ich rede …

 

Darum beende ich diese Rezension mit ein paar Worten aus dem Buch

Wenn man die menschliche Perspektive einmal kurz aufgibt, ist es eigentlich ein ganz erfrischender Gedanke, dass Homo sapiens demnächst ausstirbt. Falls nicht sogar eine so starke Aufheizung eintritt, dass sämtliches Leben auf der Erde auf Null heruntergefahren wird, das grauenhafte Leiden für ein paar Millionen Jahre Pause macht und die Erde als Todesplanet mit kochenden Ozeanen durch das Weltall saust, bis sich eines Tages mit den ersten Einzellern wieder etwas völlig Neues entwickelt, die Evolution einen ganz anderen Weg einschlägt. Diesmal eine Schöpfung ohne Intelligenz. Oder Intelligenz gepaart mit Sanftmut. Großäugige, intelligente Weidetiere. Es kann doch eigentlich nur besser werden.

 

Fazit: ❤❤❤❤/❤❤❤❤❤

Die erschreckende Wahrheit auf den Punkt gebracht, ob übertrieben oder nicht, vermag ich nicht zu beurteilen. Das Buch liest sich schnell und bietet viele Denkanstöße, ist unterhaltsam geschrieben und vielleicht erkennt der eine oder andere mit dessen Hilfe einen Psychopathen aus seinem näheren Umfeld.

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